Vor 80 Jahren begann für Tausende von Ungarndeutschen ein unvorstellbares Leid: Die Zwangsverschleppung in die Sowjetunion, wo sie unter extremen Bedingungen in Kohlenbergwerken und anderen Arbeitslagern schuften mussten. Zum Gedenken an dieses dunkle Kapitel der Geschichte fand am vergangenen Wochenende eine feierliche Gedenkveranstaltung in Baje/Baja statt.
Die Verschleppten mussten jahrelang unter katastrophalen Bedingungen, mit kaum ausreichender Nahrung und unter ständiger Gefahr für ihre Gesundheit arbeiten. Viele von ihnen kehrten schwer krank zurück, wobei Hunger und körperliche Belastung ihre seelische und körperliche Gesundheit zerstörten. Für viele Heimkehrer blieb das Trauma dieser Zeit zeitlebens bestehen und führte oft zu einer resignierten Haltung.
Im Rahmen des traditionellen Gedenkens berichteten Schüler des Ungarndeutschen Bildungszentrums von den Schicksalen ihrer Ur- und Ururgroßeltern, die selbst von der Verschleppung betroffen waren. Ihre persönlichen Erzählungen machten das Leid und die Auswirkungen der Zwangsarbeit auf nachfolgende Generationen greifbar. Der Singkreis des Kulturvereins der Waschkuter Deutschen und die Wemender Blaskapelle gestalteten das Programm mit Musik und Gesang, die die emotionale Schwere des Themas unterstrichen.
Nach den Darbietungen fand eine feierliche Kranzniederlegung statt, an der sich mehrere Organisationen beteiligten: die Deutsche Selbstverwaltung der Stadt Baja, der Batschka Deutscher Kulturverein, das Ungarndeutsche Bildungszentrum, die Deutsche Selbstverwaltung des Komitates Bács-Kiskun, die Garaer Deutsche Selbstverwaltung, der Kulturverein der Waschkuter Deutschen und die Bácsalmáser Deutsche Selbstverwaltung.
Den Abschluss des Gedenkens bildete eine deutschsprachige Messe, in der die Opfer der Zwangsarbeit und ihre Familien in Gebet und Erinnerung geehrt wurden. Die Veranstaltung bot nicht nur eine Gelegenheit zur historischen Reflexion, sondern auch zur Stärkung der Gemeinschaft und zur Bewahrung der Erinnerung an das schwere Schicksal der Ungarndeutschen.
Alfréd Manz