„Jugend debattiert“ war auch im Schuljahr 2022-2023 ein herausragendes Projekt für die Gymnasialschüler des Ungarndeutschen Bildungszentrums. Die Schülerinnen und Schüler, die an den Debattenrunden teilnahmen, konnten in deutscher Sprache ihre Meinungen zu einem gegebenen Thema mit Pro- und Contra-Argumenten äußern. Dieses Jahr waren zwei Schülerinnen des UBZ unter den acht besten Debattierenden des Landes: Hanna Kovács aus der 10.b und Korinna Schwarcz aus der 12.b. Korinna belegte auf nationaler Ebene den 3. Platz, während Hanna zwar nicht unter die ersten vier kam, aber dennoch ein tolles Ergebnis erzielte. Mit ihnen führte ein Gespräch.
- Erstens möchte ich euch beiden herzlichst zu dieser hervorragenden Leistung gratulieren! Lasst uns ein bisschen in der Zeit zurückgehen. Was bildete die erste Stufe?
- Korinna Schwarcz: Vielen Dank für die Gratulation! Die erste Runde war die Schulrunde im Februar. Das Thema war, ob wir mit der Einführung eines obligatorischen Auslandssemesters an ungarischen Universitäten einverstanden sind. Es war kein einfaches Thema, aber natürlich haben wir uns darauf gründlich vorbereitet.
- Wie bereitet ihr euch auf eine Debatte vor?
- Hanna Kovács: Auch ich möchte mich für die Gratulation bedanken! Wir bekommen das Thema vier Wochen vor der Debatte. Mit Hilfe unserer Lehrer suchen wir Literatur, lesen Statistiken und Umfragen. Wir beschäftigen uns damit, wie man eine logische Argumentation aufbaut, sei es die Pro oder die Contra Seite.
- Erzählt uns mehr darüber! Wie verläuft eine Debatte?
- K.Sch.: In jeder Debatte gibt es 4 Stimmen: Pro 1, Pro 2, Kontra 1 und Kontra 2. In der Einleitung schlägt Pro 1 in dem gegebenen Thema eine Lösung vor. Darauf reagiert Kontra 1 mir Fragen. Pro 2 ergänzt die Vorschläge, und zuletzt stellt Kontra 2 weitere Fragen.
- H.K.: Von Pro 1 hören wir den Zielsatz, und darauf reagieren die anderen in je 2 Minuten. Das ist die Einleitung auf die eine informelle Diskussion folgt. In diesem Teil kann man in 40-45 Sekunden ohne Reihenfolge Beiträge formulieren. Wir reflektieren auch die Gedanken voneinander.
- K.Sch.: Die Debatte wird mit dem dritten Teil abgeschlossen. Wir fassen unsere Argumente in je einer Minute zusammen und stellen die Unterschiede zwischen den beiden Seiten – und gegebenenfalls die Gedanken, die wir teilen – fest.
- H.K.: Wir nennen hier das entscheidende Argument, womit wir aber nicht die andere Seite in die Ecke drängen wollen. Das Ziel ist es, dass wir eine kontinuierliche Debatte auf der Grundlage logischer Argumente führen. Auch die Jury verteilt gemäß diesem Prinzip die Punkte.
- Ich verstehe. Ich nehme an, ihr habt die Schulrunde gewonnen. Was kam danach?
- K.Sch.: Ja, wir zwei haben uns für die Regionalrunde in Mezőberény im März qualifiziert. Wir haben über eine strengere Regelung des Sozialdienstes debattiert.
- H.K.: Pro 1 hat vorgeschlagen, dass die Stundenzahl nicht erhöht werden soll, also die 50 Stunden beibehalten werden sollen, aber es sollte strenger verfolgt werden, es sollte mehr Reflexion darüber geben, und die Schüler sollten eventuell Portfolios erstellen, die sie später im Leben verwenden können.
- K.Sch.: Auch in Mezőberény sind wir zu zweit in das Landesfinale weitergekommen, also in die besten 8.
- H.K.: Nach der Runde in Mezőberény konnten wir an einem zweitägigen online-Vorbereitungstraining teilnehmen.
- Dann kam das nationale Halbfinale, gefolgt vom Finale am nächsten Tag.
- K.Sch.: Genau, und dies fand in Budapest statt, in ähnlicher Gestalt wie die anderen Wettbewerbe. Es war aber eine Bedingung, dass Schüler aus derselben Schule nicht an der gleichen Debatte teilnehmen dürfen.
- H.K.: Im Halbfinale haben wir ein sehr seltsames Thema bekommen. Wir haben darüber debattiert, ob in Ungarn auf den Verpackungen von Fleisch- und Wurstwaren „Schockfotos“ von Haltung und Schlachtung der Tiere gezeigt werden soll.
- K.Sch.: Auch im Finale hatten wir ein interessantes Thema. Pro 1 musste vorschlagen, dass Risikogruppen in Ungarn einen höheren Beitrag zur Gesundheitsversicherung zahlen sollten. Es wurde vorgeschlagen, dass z.B. Raucher, Alkoholiker und Extremsportler mehr zahlen sollten. Es war eine hitzige Debatte und ich bin froh, dass ich am Ende den dritten Platz erreicht habe.
- H.K.: Die ersten zwei Platzierten werden im Herbst Ungarn beim internationalen Wettbewerb in Berlin vertreten. Aber alle acht von uns wurden mit Anerkennungsurkunden belohnt.
- Was denkt ihr, wie habt ihr vom Wettbewerb profitiert?
- H.K.: Seitdem ich in mich an der Arbeit der „Jugend debattiert“ AG beteilige, überlege ich viel genauer, bevor ich etwas sage. Außerdem betrachte ich ein Problem aus verschiedenen Blickwinkeln und ich bemühe mich, die Argumente der anderen Seite zu verstehen.
- K.Sch.: Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass ich an solchen Wettbewerben teilnehmen würde. Ich habe mich der AG angeschlossen, damit ich meine Deutschkenntnisse verbessere. Ich habe mich auch ein bisschen auf das Abitur konzentriert und geübt, denn wir müssen auch z.B. im Fach deutsche Literatur in der mündlichen Prüfung argumentieren.
- Zum Schluss eine letzte Frage. Das Schuljahr nähert zum Ende, die Abiturprüfungen enden auch bald. Was plant ihr für den Sommer?
- H.K.: In der regionalen Runde habe ich eine Reise nach Deutschland gewonnen, daran werde ich teilnehmen. Wir fahren am 15. Juni los. Wir werden in Deutschland 2 Wochen lang lernen und dann 5 Tage lang an Exkursionen teilnehmen. Ich freue mich schon sehr darauf. Danach kommt der Urlaub mit der Familie, und da ich in Kalocsa Mitglied der Volkstanzgruppe bin, werde ich auch mit der Tanzgruppe nach Montenegro fahren, Urlaub machen und dort einen Auftritt haben.
- K.Sch.: Ich werde nach den mündlichen Abiturprüfungen an einem Aufnahmeverfahren in Wien teilnehmen. Ich habe mich für die Fächer Wirtschaftsrecht und Volkswirtschaftslehre beworben, beide erfordern eine schriftliche Aufnahmeprüfung. Danach werde ich in einem nahe gelegenen Restaurant arbeiten.
- H.K., K.Sch.: Wir möchten uns auch hiermit bei unseren Betreuern für ihre Hilfe bedanken! Die Arbeit von Szandra Péter, Dr. Hajnalka Major und Dóra Zsednai war unerlässlich für uns. Wir möchten uns auch bei Frau Zsednai bedanken, dass sie uns nach Budapest begleitet hat!
- Vielen Dank für das Gespräch! Nochmals herzlichen Glückwunsch zu euren hervorragenden Ergebnissen!
Antal Fiedler