Gespräch mit David Schoblocher aus der 11. Klasse, der den zweiten Platz im Landesfinale von Jugend debattiert belegt hat.
Vor zwei Jahren schaffte er es als Ersatzkandidat ins Landeshalbfinale und konnte so an einem Debattentraining in Deutschland teilnehmen. Letztes Jahr musste er – so sagen es die Regeln – ein Jahr pauisieren, in diesem Jahr erreichte er am Landeswettbewerb den zweiten Platz. Aus diesem Anlass habe ich mit ihm gesprochen.
- Würdest du mir bitte einige Sätze von Dir selbst sagen?
- Ich bin 18 Jahre alt und wohne in Waschkut. Drei Jahre lang lebte ich in Lingen, einer Stadt etwas größer als Baja im Norden Deutschlands, im Bundesland Niedersachsen, wo ich zur Schule ging. Dann sind wir mit meinen Eltern zurück nach Ungarn gezogen und es war keine Frage, dass ich mich am Gymnasium des UBZ anmelden würde.
- Wie bist Du in Kontakt mit der Jugend-Debattiert AG gekommen?
- Ich habe den Aufruf zu Jugend debattiert zum ersten Mal in Deutschland gesehen, aber ich habe nicht daran teilgenommen. Als ich ins UBZ kam, hat die Lehrerin, Szandra Péter darüber gesprochen. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob ich das wollte, aber da mir die deutsche Sprache liegt und ich auch gerne meine Meinung äußere, habe ich damit doch angefangen. Damals, nach der Schulrunde, mussten zwei Themen diskutiert werden und die Debatte selbst fand live statt. Mein erster Wettbewerb fand im Schuljahr 2018/19 statt. In dieser Wettbewerbsaison belegte ich landesweit den 10. Platz und so konnte ich an einem Diskussionstraining in Deutschland teilnehmen.
- Nach einem solchen Beginn kamen in diesem Schuljahr auch viele Veränderungen im Debattierwettbewerb aufgrund der Pandemie. Können wir sagen, Ende gut, alles gut?
- Ja, auch wenn ich mir Anfang des Jahres noch gar nicht sicher war, ob ich wieder am Wettbewerb teilnehmen würde. Mein größtes Dilemma war, dass ich schon einmal live erlebt hatte, wie es ist, persönlich zu debattieren und die Online-Form für mich nicht so attraktiv war. Irgendwann habe ich mich aber beworben, was ich im Nachhinein natürlich nicht bereue. László Varga und ich sind zusammen aus der Schulrunde weitergekommen, dann folgte die regionale Qualifikationsrunde, von der wir auch beide ins Halbfinale kamen. Ich kam dann weiter ins Finale und dort erreichte ich schließlich den zweiten Platz.
- Herzlichen Glückwunsch! Bitte, fasse mir in einigen Sätzen das Wesentliche des Debattierwettbewerbs zusammen!
- Grundsätzlich diskutieren wir bei Jugend debattiert immer ein bestimmtes Thema auf Deutsch. In den Wettbewerben wird 20 Minuten vor Beginn der Debatte festgelegt, welche der vier Debattanten für oder gegen ein bestimmtes Thema argumentieren müssen, was spannend ist, denn es ist durchaus vorgekommen, dass ich in der Debatte gegen meine eigene Meinung argumentieren musste. Dies ist auch eine Herausforderung. Die Debatte selbst besteht aus drei Teilen. Wir müssen zunächst eine zweiminütige Eröffnungsrede in einer festgelegten Reihenfolge halten. Zuerst teilt der Erste der Kandidaten, die auf der ‚Pro-Seite‘ argumentieren, seine Gedanken und schafft mit seinem Vorschlag eine Diskussionsgrundlage. Dann kommt der erste Kandidat, der die Gegenmeinung formuliert, gefolgt von zwei anderen Debattanten (pro und kontra). Im zweiten Teil der Debatte findet ein freies, informelles Gespräch ohne explizite Regeln statt. Die letzte Runde ist die Zusammenfassung in derselben festen Reihenfolge wie bei der Eröffnungsrunde.
- Ich verstehe. Ich glaube, es ist nichtmal auf Ungarisch einfach, zu einem Thema zu argumentieren – entweder für oder gegen -, wie ist es dann auf Deutsch. Wie bist Du auf dieses Niveau gekommen?
- Es spielt dabei natürlich eine Rolle, dass ich drei Jahre lang in Deutschland zur Schule gegangen bin, also in einer authentischen Sprachumgebung gelernt habe. Aber ich habe die Argumentation selbst, das logische Denken und das dafür notwendige Vokabular hier im UBZ erworben. Ich denke, das UBZ ist eine vorbildliche Schule. Ich bin meinen Vorbereitungslehrerinnen Szandra Péter, Dr. Hajnalka Major und Dóra Zsednai für ihre Hilfe sehr dankbar. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass wir als professionelles Team gearbeitet haben, wie zum Beispiel ein Formel 1-Team, indem ich nun gerade in unserem Team vorne im Rennen war. Bedanken möchte ich mich auch bei meinen anderen Lehrerinnen und Lehrern und unserer Jugend debattiert Gruppe für ihre Motivation! Ich möchte auch dem stellvertretenden Bürgermeister Péter Széll für seine Hilfe danken. Am Ende möchte ich auch meine Mitschülerinnen und Mitschüler nicht vergessen, denen Jugend debattiert fremd ist, aber sie haben mir Anerkennung gegeben und mich ermutigt, was für mich sehr wohltuend war.
- Nimmst Du auch nächstes Jahr an dem Debattierwettbewerb teil?
- Dank meines zweiten Platzes vertrete ich Ungarn im September in Prag im internationalen Finale von Jugend debattiert. Danach ist die Teilnaheme am Wettbewerb selbst für mich aufgrund der Regeln nicht mehr möglich, aber ich möchte auf jeden Fall Mitglied der Jugend debattiert-Community bleiben. Ich würde gerne Workshops organisieren und vielleicht sogar als Jury-Mitglied tätig werden.
- Du bist Elftklässler, es ist langsam Zeit, eine Ausbildungsrichtung zu wählen. Weißt du schon, was du werden möchtest?
- Ja. Ich werde mich an der Nationalen Universität für öffentlichen Dienst bewerben, genauer an der Fakultät für Militärwissenschaften und Offiziersausbildung, da ich Kriminologe werden möchte.
- Das klang mindestens so eindeutig, wie eines Deiner Argumente im Debattierwettbewerb. Lebst Du Dein Leben in Deiner Freizeit auch so bewusst?
- Nein überhaupt nicht. Ich habe viele Freunde, mit denen ich gerne etwas Spontanes unternehme. Ich koche auch gerne. Mein Rindereintopf zum Beispiel ist ganz gut, aber ich koche alles, auch das Braten liegt mir nicht fern. Ich spiele seit meiner Kindheit Fußball, allerdings nicht in einer Liga. Meine Lieblingsmannschaft ist Bayern München, ich plane, sie mir einmal in der Allianz Arena anzusehen. Außerdem höre ich gerne Musik, zum Beispiel Eminem. Obwohl ich mir mein Leben in Ungarn vorstelle – mein Herz schlägt für Waschkut, meine Heimat – möchte ich einmal nach Amerika und ich möchte auch zurück nach Lingen, um meine ehemaligen Klassenkameraden zu besuchen.
- Vielen Dank für das Gespräch, ich wünsche Dir viel Erfolg für deine Zukunft!
Fiedler Antal