Wie wir bereits berichteten, wurde das Münchner Unternehmen finway, dessen Mitbegründer der ehemalige UBZ-Schüler Csaba Krümmer ist, von Forbes 2023 in der Kategorie Technologie zu den 30 erfolgreichsten europäischen Unternehmen, die von unter-30jährigen geleitet werden, gezählt. Csaba verbrachte die Osterferien mit seiner Familie in Baja. Am 11. April besuchte er auch das UBZ, wo er von der Hauptdirektorin Terézia Szauter empfangen wurde. Nach einem ausgezeichneten Gespräch und einem angenehmen Rundgang durch die Institution beantwortete er auch meine Fragen.
- Es gibt solche Plätze im Leben eines Menschen, die seine Füße verlassen können, sein Herz aber nie. Was denkst du darüber, jetzt wo du wieder zu Hause bist, also in der Schule, wo du 12 Jahre verbracht hast?
- Ich war sehr erfreut, als die Hauptdirektorin Terézia Szauter mir in einer E-Mail zu meinen Erfolgen gratulierte, und ich habe mich sehr gefreut, als sie mich zu dem heutigen Gespräch eingeladen hat. Ich habe dem UBZ sehr viel zu verdanken. An erster Stelle habe ich der Schule natürlich meine Sprachkenntnisse zu verdanken, denn ich hätte gar nicht erst an der Universität in München mein Studium beginnen können, wenn ich nicht gut genug Deutsch gesprochen hätte. Aber nicht nur wegen des hervorragenden Sprachunterrichts denke ich gerne an meine Schuljahre am UBZ zurück. Der Ansatz der Schule, ihre Offenheit und ihre internationale Ausrichtung haben mir immer schon gefallen. Es war eine hervorragende Möglichkeit, dass ich in dieser Institution neben dem ungarischen Abiturzeugnis auch ein deutsches Abiturzeugnis erhalten habe.
- 2012 hast du das Abitur abgelegt und bist in München gelandet. Wie hast du dich in der neuen Umgebung gefühlt?
- Es gibt ein Stipendium, DAAD, für das ich mich mit der Empfehlung des UBZ bewerben konnte, und das mir gewährt wurde. Dank dieses Stipendiums konnte ich in Deutschland, in München, studieren. Ich habe mich schnell eingelebt, aber ich kann mich erinnern, dass es am Anfang eine große Herausforderung war, z.B. eine Wohnung zu finden. Von den ersten Tagen an versuchte ich an der Universität Freundschaften zu knüpfen und habe an vielen gemeinschaftlichen Programmen teilgenommen. Schon während meiner Universitätsjahren habe ich viel nachgedacht und war für jede neue Idee offen. Meine jetzigen Unternehmungen kann ich auch diesem Denkansatz verdanken.
- Natürlich bin ich sehr neugierig, aber gehen wir noch nicht zu weit voraus. Was für einen Abschluss hast du an der Universität erlangt?
- Ich wurde Bauingenieur. Zuerst habe ich meinen Bachelor-Abschluss gemacht, dann meinen Master-Abschluss. Dann habe ich auch angefangen, in meinem Beruf zu arbeiten. Ich habe mich mit Projektmanagement beschäftigt. Ich habe in Mainz und in München an ernsthaften Bauprojekten teilgenommen, aber ich bin zum Entschluss gekommen, das das nicht der richtige Weg für mich ist. Also habe ich gewechselt.
- Du hast bereits erwähnt, das du für jede neue Idee offen bist. Ich nehme an, es brauchte mehr als das, um vom Baugewerbe in die Finanzwelt zu gelangen.
- Das geht auf meine Universitätszeit zurück. Schon in der ersten Woche habe ich mich einem Studentenzirkel angeschlossen, in dessen Fokus die Gründung und Führung von Unternehmen stand. Das war „Start Munich“, was mein Interesse geweckt hat. Später wurde ich auch in den Vorstand deutscher jugendlicher Unternehmer gewählt. Nach der Universität habe ich auch im Baugewerbe etwas ähnliches gesucht, leider ohne Erfolg. Ich habe aber ein Mitglied der vorher genannten Gemeinschaft getroffen, einen privaten Anleger, der mir einen Job angeboten hat. Meine Aufgabe war es, förderungswürdige Start-ups zu finden und in der Durchführung des Investitionsprozesses teilzunehmen. Ich konnte in diesem Arbeitsbereich sehr viel lernen, aber nach einer Weile hatte ich das Gefühl, dass ich auf eigenen Füßen stehen muss.
- So hast du mit deinen Partnern die finway GmbH gegründet. Was für eine Marktlücke habt ihr gesehen?
- Auch hier hat mir Start Munich sehr viel geholfen. In jenem Zeitraum haben wir rund 120 Interviews mit Leitern verschiedener Unternehmen geführt und festgestellt, dass es Bereiche der Finanzgeschäfte von KMU gibt, die zumindest korrigiert werden müssen. Wir haben diese Probleme erfasst und Lösungen angeboten. Mit unserem System konnten die Unternehmen sehr viel Geld sparen. Stichwortartig dazu einige Beispiele: Doppelte Abrechnung, Verfolgung der Verwendung von Firmenkarten, Kostenerstattung, Vereinfachung der Zahlungsvorgänge, automatische Budgetkontrolle, Genehmigung von Beschaffungen… Wir haben eine transparente, einfach zu bedienende Plattform entwickelt, die nur für die Beteiligten erreichbar ist, die die oben genannte Aspekte in einem System integriert. Es war sehr interessant, dass die Leiter der Unternehmen durch die Abschaffung der doppelten Abrechnung Millionen von Euro eingespart haben, gleichzeitig haben sie uns auch andere Probleme mitgeteilt, deren Lösung sie von uns erwarteten. Die finway GmbH wurde eigentlich so zu einem Marktteilnehmer.
- Wie sieht das Unternehmen heute aus?
- Wir haben unseren Sitz in München und arbeiten mit 65 Mitarbeitern zusammen. Die drei Geschäftsführer/Inhaber teilen sich die Aufgaben gut auf. Unsere Mitarbeiter sind Softwareentwickler, Marketingfachleute, Kaufleute und Finanzexperten. Wir sind ein internationales Unternehmen, viele von uns arbeiten online, aber jedes Vierteljahr haben wir eine Woche, in der alle im Münchner Büro sind. Wir halten persönliche Kontakte für sehr wichtig. Wir sind voller Ideen. Dieses Jahr wollen wir unseren derzeitigen Kundenstamm verdreifachen und im nächsten Jahr möchten wir unsere Dienste neben Deutschland und Österreich in einem weiteren Land anbieten. Wir sind für neue Ideen offen, und leisten eine professionelle Arbeit.
- Csaba, das ist wirklich fantastisch, ich gratuliere dir herzlich! Welchen Rat würdest du den jetzigen und zukünftigen Schülern des UBZ geben?
- Erstens empfehle ich allen Schülern des UBZ, dass sie sehr gut die deutsche Sprache lernen sollen. In dieser Institution bekommt man jede Hilfe dazu. Wir stellen unseren Kunden die wichtigsten Informationen auf Deutsch zur Verfügung, aber wir sprechen auch untereinander im Unternehmen Englisch, also sollten sie auch Englisch ernst nehmen. Und neben den beiden Sprachen sollen sie immer aufgeschlossen, wissbegierig und zielbewusst sein. Sie sollen Beziehungen aufbauen, und wenn sie nicht gleich die richtige Richtung für sich finden, können sie jederzeit wechseln. Ich könnte auch Steve Jobs zitieren: „Du kannst die Punkte, die nach vorne schauen, nicht verbinden; du kannst sie nur nach hinten verbinden. Also musst du darauf vertrauen, dass sich die Punkte in deiner Zukunft irgendwie verbinden werden. Du musst auf etwas vertrauen – auf deinen Bauch, dein Schicksal, dein Leben, dein Karma, was auch immer. Dieser Ansatz hat mich nie im Stich gelassen und er hat den Unterschied in meinem Leben gemacht.“ Sie sollen demütig sein, sie sollen viel lernen, und keine Stufe auslassen. Wenn sie das tun, werden sie erfolgreich sein.
- Vielen Dank für das Gespräch. Ich wünsche dir für Deine Zukunft viel Erfolg!
Antal Fiedler