Am 17. Dezember 2022 hielt der Stadtrat der Selbstverwaltung Baja seine festliche Sitzung, auf der auch die städtischen Auszeichnungen verliehen wurden. Die Auszeichnung „Für die Nationalitäten der Stadt Baja“ erhielt Alfred Manz, Lehrer des UBZ. Theresia Szauter Hauptdirektorin gratulierte ihm im Namen der ganzen Gemeinschaft der Institution. Aus diesem Anlass habe ich ihn zu einem Gespräch eingeladen.
– Auch ich möchte dir herzlich zu der Auszeichnung gratulieren! Sie gelang an einen sehr guten Platz. Wer dich kennt, weiß genau, dass du eine der prägenden Persönlichkeiten des Ungarndeutschtums bist. Gehen wir ein bisschen in der Zeit zurück und erzähl uns bitte ein wenig über deine Kindheit!
– Ich bin in Almasch/Bácsalmás geboren und wohnte bis zu meinem 18. Lebensjahr dort. Die Wurzeln unserer Familie reichen jedoch bis in die Südbatschka zurück, da meine Eltern und Großeltern nach dem Krieg wegen der Vergeltungsmaßnahmen, die gegen die Deutschen ausgeübt worden waren, von dort geflohen sind. Ich bin in einer schwäbischen Familie aufgewachsen, in der die Sprache der alltäglichen Kommunikation Deutsch war – und auch bis zum heutigen Tag geblieben ist. Wir sprachen eine deutsche Mundart, also „schwäbisch“, die meine Muttersprache ist. Meine Eltern legten großen Wert auf den Gebrauch der deutschen Sprache innerhalb der Familie. Auf der Straße, im Kindergarten und von Freunden habe ich aber schnell auch Ungarisch gelernt, ich bin also zweisprachig aufgewachsen, was ein entscheidender Faktor in meinem Leben war. Interessanterweise stammte damals einer meiner besten Freunde aus einer ungarischen Familie aus Oberungarn. Wir haben sehr viel Fußball gespielt, geköpft, auf der Straße im Graben gespielt, in der Bibliothek Schach gespielt, wir waren gemeinsam Ministranten. Die anfänglichen Sprachunterschiede bedeuteten kein Problem.
– War es ganz eindeutig für dich, dass du den Lehrerberuf wählst?
– Ganz und gar nicht. In der Mittelschule habe ich mich besonders für die deutsche Sprache und für Mathematik interessiert. Ich wollte mich mit beiden auf einem höheren Niveau beschäftigen und bewarb mich daher an der Pädagogischen Hochschule Pécs um einen Studienplatz mit der Fachkombination Deutsch und Mathematik. Die Jahre, die ich an der Hochschule verbracht habe und die Kontakte, die ich dort aufgebaut habe, waren für meine Karriere entscheidend. Am Lehrstuhl, der durch die Tätigkeit von Dr. Béla Szende, Dr. Elisabeth Knipf (ehemalige Schülerin unserer Schule aus Gara), und Dr. Katharina Wild geprägt war, lernte ich die Kultur und Geschichte der Ungarndeutschen wirklich kennen. Damals ist es mir bewusst geworden, dass wir für die Gemeinschaft, deren Werte uns prägen, verantwortlich sind.
– Du unterrichtest seit Jahrzehnten in Baja im Ungarndeutschen Bildungszentrum. Wie soll deiner Meinung nach ein guter Sprachlehrer sein?
– Ich würde den beruflichen und den menschlichen Aspekt hervorheben. Ein guter Sprachlehrer muss einerseits die Sprache auf hohem Niveau beherrschen und benutzen, aber das reicht nicht aus, denn er muss auch didaktisch und methodisch gebildet sein, um die Sprache vermitteln zu können. Andererseits muss er über entsprechende Empathie verfügen, die Schüler im Lehr- und Lernprozess als Partner betrachten, denn dieser Prozess kann nur dann erfolgreich sein, wenn zwischen den Parteien ein gegenseitiges Vertrauen besteht. In einer Nationalitäteneinrichtung ist es meiner Meinung nach auch wichtig, dass der Gebrauch der Sprache über den Unterricht hinausgeht und als Mittel der allgemeinen Kommunikation funktioniert. Aus diesem Grund spreche ich die Schüler auch außerhalb des Unterrichts auf Deutsch an und versuche mit ihnen – in ihrem eigenen Interesse – eine Kommunikation auf Deutsch zu initiieren.
– Neben deinem Arbeitsplatz bist du auch Mitglied der örtlichen Nationalitätenselbstverwaltung und der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, du bist Zeitungsredakteur und nimmst aktiv am Leben des Ungarndeutschtums teil. Du hast bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, und deine Bemühungen wurden nun auch von der Bajaer Selbstverwaltung anerkannt. Wie fühlte es sich an, die Auszeichnung zu erhalten?
– Es war eine große Ehre für mich, und ich denke, dass durch meine Person auch die ungarndeutsche Gemeinschaft von Baja geehrt wurde, da die aktiven Mitglieder unserer Gemeinschaft in der deutschen Selbstverwaltung, in unserem Verein und in unserer Schule dafür arbeiten, damit unsere Gemeinschaft im 21. Jahrhundert in der globalisierten Welt überleben kann und ihre Werte nicht verliert.
– Deine Frau arbeitet als Hochschullehrerin in der deutschsprachigen Kindergärtnerinausbildung, und du bist Vater von zwei erwachsenen Kindern und hast bereits Enkelkinder. Bald ist Weihnachten. Wie verbringt die Familie von Alfred Manz die Feiertage?
– Natürlich zusammen mit der Familie. Da meine Kinder mit ihren Familien nicht in Baja leben, erwarten wir sie sehr, dass wir traditionsgemäß mit ihnen feiern können. Ich hoffe, dass unsere Enkelkinder die aktuellen Krankheiten vermeiden und alle kommen können.
– Ich gratuliere noch einmal zu der Auszeichnung! Frohe Weihnachten! Vielen Dank für das Gespräch!
Antal Fiedler